Shoplifters – Familienbande – Blu-ray Review | LEONINE | 11.10.2021

Shoplifters - Familienbande – Blu-ray Review Artikelbild Film 2019

Schon 2019 kam „Shoplifters – Familienbande“ auf Blu-ray, DVD und digital in den Handel und wir haben für alle Interessierten das Review dazu:

Wer sich in der japanischen Filmelandschaft auskennt, dem ist Koreeda Hirokazu mit Sicherheit ein Begriff. Die Filme des seit 1995 praktisch konstant liefernden Regisseurs, konnten schon den einen oder anderen Preis erzielen – so auch „Shoplifters – Familienbande“ aus dem Jahr 2018, der bei den Filmfestspielen in Cannes im selben Jahr die Goldene Palme gewann.

Story:

In Tokio lebt die Patchworkfamilie Shibata in armseligen Verhältnissen: Ihre Wohnung ist klein und schmuddelig und die Mitglieder der Lebensgemeinschaft, die Eheleute Osamu (Lily Franky) und Nobuyo (Andō Sakura), die junge Aki Matsuoka Mayu), die greise Hatsue (die noch im Erscheinungsjahr des Films verstorbene Kiki Kirin) sowie der etwa zehnjährige Shota (Kairi Jyo), gehen schlecht bezahlten Jobs nach. Gelegentlich beklauen sie auch Lebensmittelläden, um die Kosten für den Lebensunterhalt so niedrig wie möglich zu halten. Eines Nachts lesen Osamu und Nobuyo auf dem Nachhauseweg die kleine Yuri (Sasaki Miyu) auf, die sich gerade einen lautstarken Streit ihrer Eltern anhört. Kurzerhand beschließen Osamu und Nobuyo das Mädchen mitzunehmen und in ihre Gemeinschaft zu integrieren.

Eindruck:

Denkt man über ein Adjektiv nach, das „Shoplifters – Familienbande“ besonders treffend beschreibt, fällt die Wahl auf „warmherzig“. Trotz des sozial weit unten angesiedelten Milieus, in welchem der Film spielt und das er betrachtet, geht eine gewisse Herzlichkeit von ihm aus. Die Hauptfiguren bilden einen ziemlichen Chaotenhaufen, sorgen aber für den einen oder anderen Lacher und vermitteln, trotz der widrigen Lebensumstände, ein positives Gefühl. „Shoplifters – Familienbande“ ist kein Film, der auf die Tränendrüse drückt. Natürlich kommentiert er soziale Missstände – wenn er die Shibatas auf Diebstahl-Touren in Lebensmittelläden schickt, kommt es beim Zuschauer niemals so an, als würde der Film dieses Verhalten gutheißen. Vielmehr ist es jederzeit wahrnehmbar, dass es die sozialen Lebensumstände der Patchworkfamilie sind, die dieses Verhalten zu einem notwendigen Übel machen.

Entscheidender als die krummen Touren der Shibatas ist aber der Zusammenhalt innerhalb ihrer Lebensgemeinschaft. Obwohl sie auf engem Raum leben, abgetragene Kleidung am Leib haben und sich von Billiglebensmitteln ernähren, wirken die Familienmitglieder glücklich, weil sie einander haben. Vor diesem Hintergrund wirkt das Haus der Shibatas, der hauptsächliche Handlungsort des Films, nach und nach weniger wie eine bedauernswerte Bruchbude, als vielmehr wie ein Rückzugsort, der Geborgenheit bietet. Nicht das Geld, nicht der materielle Reichtum ist es was das Leben ausmacht, sondern die Menschen, die den Lebensweg begleiten. Diese Kernaussage zieht sich konsequent durch den Film und obwohl sie im Großen und Ganzen etwas plakativ vermittelt wird, lässt sich kaum bestreiten, dass sie gut gemeint ist.

Shoplifters - Familienbande – Blu-ray Review Szenenbild Film 2019

Dem Regisseur und Drehbuchautor Koreeda Hirokazu geht es in seinem Film dabei ganz zentral um das Thema Familie, wie es sich auch im deutschen Titel finden lässt. Präsentiert wird jedoch keine Familie im klassischen Sinn. Lediglich Osamu und Nobuyo befinden sich qua Ehe in einem direkten familiären Verhältnis zueinander. Die genauen familiären Verbindungen zwischen den übrigen Mitgliedern der Gruppe werden erst im Laufe des Films offengelegt und sind, wenn überhaupt vorhanden, sehr weitläufig. Und doch lässt „Shoplifters – Familienbande“ keinen Zweifel daran, dass die Shibatas als Familie zu betrachten sind. Es zählt nicht in erster Linie die Blutsverwandtschaft, sondern das konkrete Zwischenmenschliche, das davon nicht abhängig ist. Eine weitere Botschaft des Films, die sich besonders in der kleinen Yuri kanalisiert, die ganz neu in die Gemeinschaft kommt und sofort ein fester Bestandteil ist.

Das ist alles nett, auch wenn man, gerade aus dem asiatischen Bereich, schon inhaltlich bedeutsamere Filme gesehen hat als „Shoplifters – Familienbande“. Problematisch ist dabei jedoch, dass den Film eine gewisse Behäbigkeit auszeichnet. Er verlässt sich viel mehr auf die Ausarbeitung seiner Botschaften als darauf, eine sich Schritt für Schritt weiter entwickelnde Geschichte zu erzählen – was sich übrigens keineswegs gegenseitig ausschließt, wie andere Filme schon bewiesen haben. Nun spricht nichts gegen eine langsame Erzählweise, aber es ist auch dann schön, wenn etwas erzählt wird. „Shoplifters – Familienbande“ tritt erzählerisch jedoch sehr lange auf der Stelle, ohne die Geschichte nennenswert voranzubringen. Dabei wäre der Umstand, dass nach dem ins Heim der Shibatas eingegliederten Yuri bald auch polizeilich gesucht wird und es sogar Personen im Umfeld der Familie gibt, die über den dortigen Verbleib des Mädchens im Bilde sind, eine gute Grundlage für ein sich stetig steigerndes Spannungselement gewesen. Natürlich verdichtet sich dieses Handlungselement zum Ende hin dann auch, gemacht wird insgesamt, besonders im Laufe des Films, jedoch nur wenig daraus.

Bild:

Das Bild kann durchaus als Referenz für eine in diesen Zeiten handelsübliche Blu-ray gesehen werden. Es präsentiert sich scharf und detailliert ohne fehlerhafte Elemente oder auffallendes Filmkorn und zeigt, dass auch in Zeiten von UHD noch einiges an Potenzial in HD liegen kann.

Ton:

DTS-HD 5.1 – Ton in japanischer Originalsprache (wie sie für die Sichtung in Kombination mit Untertiteln gewählt wurde) oder wahlweise in deutscher Synchronisation. Dazu gibt es deutsche Untertitel bei Bedarf. Hier wird also Standardumfang geboten, der absolut in Ordnung ist.

Fazit:

„Shoplifters – Familienbande“ vermittelt trotz des ernsten Hintergrundes größtenteils gute Laune und eine positive Grundstimmung. Hierin liegt eine der größten Stärken des Films. Die gestreckte und zu lange auf einer Stelle verharrende Erzählweise hinterlässt jedoch das Gefühl, dass eine Sichtung genügt. Dann aber wird man „Shoplifters – Familienbande“ auf jeden Fall in positiver Erinnerung behalten.

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(Pascal Weber)
© Bilder & Trailer: LEONINE – Alle Rechte vorbehalten!

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