Im März 2022 kam „WWE 2K22“ für die verschiedenen Plattformen in den Handel und wir haben das Review für die PS5 Version dazu:
“It hits different” – Mit dem aktuellen WWE 2K22 versucht Visual Concepts die Rückkehr in den Gaming-Wrestling Circus. Ich habe mir angeschaut, ob die aktuelle 22er Version den High-Fly vom obersten Ringseil hinbekommt, oder ob es doch nur zu einem schnellen Pin mit anschließendem Knock-Out reicht.
WWE 2K22 tritt ein schweres Erbe an. Nach dem Ausscheiden des ursprünglichen Entwicklerstudio Yuke übernahm Visual Concepts kurzfristig das Steuer. Das Ergebnis war ein katastrophales Bug-Festival mit WWE 2K20. Hintergründe hierfür waren: eine viel zu kurze Entwicklungszeit und ein veraltetes technisches Grundgerüst. Für WWE 2K22 gewährte man den Entwicklern mehr Zeit um den Ringrost der Vorgängerversion abzulegen.
Was beim Anspielen den Kennern der Reihe schnell auffallen wird, ist das die Steuerung komplett überarbeitet worden ist. Alles fühlt sich jetzt arcadelastiger und unkomplizierter an. Es gibt eine Taste für leichte Schläge, eine für harte Hits- und jeweils eine eigene Taste für Griffe und Blöcke von Schlägen. Mit den rückwärtigen Triggern des DualSense löst man die Kombinationen bzw. Spezialmanöver aus oder nutzt diverse Gegenstände wie Leitern, Baseballschläger, Tische und vieles mehr um den Gegner zu malträtieren. Bereits nach einer kurzen Einspielzeit gelingen tolle Kombos und die Kämpfen gehen intuitiv von der Hand. Auch bei den Defensiv-Aktionen, wie Kontern und Ausweichen ist die Frischzellenkur ein voller Erfolg. Das Spiel verzeiht einen inkorrekten Tastendruck schneller als der Vorgänger – so wird vieles einsteigerfreundlicher und die frustrierenden Momente bei falschem Tastendruck gehören endlich der Vergangenheit an. Gut gefallen hat mir, dass man bei Pins oder Submissions endlich von dieser “Stop-den-Cursor-im-richtigen-Moment-Nummer” abgekommen ist und einfach das gute bewährte, klassische Button-hämmern einsetzt. Fühlt sich viel passender und intuitiver an.
Ein anderer Kritikpunkt der Serie waren die Bewegungen und Darstellungen der Wrestler. Oftmals sahen Undertaker, Shawn Michaels, Goldberg, The Rock und deren Kollegen*innen eher wie ungelenke Plastikpuppen à la Mattel, statt durchtrainierten Profisportlern aus. Auch hier wurde merklich nachgebessert. Die Animationen wirken deutlich flüssiger und realistischer, wobei aber trotzdem noch Luft für weitere Verbesserungen besteht. Die Texturen sind überarbeitet worden – es sind beispielsweise jetzt einzelne Poren und Makel in den Gesichtern der Kämpfer erkennbar. Es stehen unterschiedliche Arenen für die Kämpfe zur Auswahl – u.a. sogar eine Arena bei dem die Zuschauer in Zeiten von Corona nur virtuell anwesend sind. Die alles führt zu einer tollen Spielatmosphäre, die teilweise einer TV-Übertragung recht nahe kommt. Also alles im grünen Bereich? – leider nicht ganz – trotz der vorliegenden optischen Verbesserungen ist die Qualität der Wrestler immer noch schwankend – ein Diesel sieht z. B. immer noch wie eine schwache Kopie von sich selbst aus – von immer noch wild herumflatternden, groben Haarsträhnen der Superstars ganz zu schweigen. Zudem hatte ich während meiner Testphase einen Totalabsturz und nach einem Kampf blieb das Spiel mit einem schwarzen Bildschirm einfach hängen – Sorry, Visual Concepts da geht in technischer Hinsicht anno 2022 wirklich mehr.
In Sachen Abwechslung hat WWE jedenfalls noch nie enttäuscht und das ändert sich auch in WWE 2K22 nicht. Man kann sich in Cage-Matches oder dem Royal Rumble verkloppen, Tag Team-Matches durchführen, sich im Backstage-Bereich eins auf die Murmel geben und dabei diverse umherliegende Gegenstände, oder sogar Autos in Tiefgaragen für den Brawl nutzen. Oder man bestreitet einfach mal ein Match, bei dem der Gegner für einen Sieg durch einen Tisch gesmasht werden muss. Hier sind wirklich keine Grenzen für Wrestling-Action gesetzt. Die Ringaction wird dabei von den etablierten Kommentatoren der WWE-Shows kommentiert.
Wem das alles trotzdem noch nicht ausreicht, der kann sich selbst als General Manager versuchen. Anhand eines vorgegebenen Budgets stellt man einen Kader zusammen und plant und produziert Shows im Stil von Raw, Smackdown und NTX. Zur täglichen Arbeit gehört das Ansetzen von Matches, Verfolgung von Storylines um Titelmatches und Rivalitäten der Wrestler. Am Ende zählt nur das große Drama und eine Mega-Show für die Fans. Die Matches könnt ihr selber spielen oder von der KI austragen lassen. Am Ende jeder Show gibt es Zusammenfassungen über Quoten, Gewinne und Social-Mediaposts.
Ein weiterer Spielmodus ist Showcase. Hier spielt man im Grund die wichtigsten Punkte von Rey Mysterio nach. Man erlebt eine Mischung aus TV-Ausschnitten, die von Rey Mysterio selbst kommentiert werden und Engine basierenden Kämpfen. In den Kämpfen muss man vordefinierte Kombos des echten Kampfes nachspielen um hierfür Punkte zu erhalten.
Im MyRise-Storymodus geht es darum, als ambitionierter Wrestler auf der Karriereleiter der WWE aufzusteigen. Man kreiert seinen eigenen Wrestler und startet im Gym der WWE – hier kann man durch Social Media und Gespräche mit anderen Wrestling-Superstars, Aufgaben und Matches erhalten und seine Karriere voranbringen. Das klingt abwechslungsreicher als es wirklich ist – dieser Modus wird schnell öde. Es ist eigentlich immer derselbe Ablauf – führe Konversation analog oder digital mit Männlein oder Weiblein – erhalte Matcheinladungen – Kämpfe und gewinne im besten Fall. Dabei ist die Hauptstory sehr langatmig und hat kaum überraschende Wendungen zu bieten. Die leblosen, kaum animierten Gesprächspartner runden das schwache Gesamtbild ab.
Abgerundet wird das Package durch den MyFaction-Modus, einer Mischung aus Sammelkarten-Spiel und Wrestling-Matches im Hauptmenü. Man kauft in der In-Game Währung, virtuelle Karten um ein eigenes Team zusammenzustellen mit dem man Matches bestreitet. Zusätzlich zu den Wrestlern gibt es sammelbare Spezialkarten die besondere Moves oder Buffs gewähren.
Fazit
Mit WWE 2K22 sind die Jungs von Visual Concepts anscheinend auf dem richtigen Weg zu einem Relaunch der Serie angekommen. Die Idee den eigentlichen Spielablauf wieder action- und arcadelastiger zu gestalten tut der Reihe spürbar gut. Die verbesserte und vereinfachte Steuerung macht auch Einsteigern das Leben im Wrestling-Ring von Anfang an leichter und verspricht tolle Matches. Das Upgrade an Animationen und grafischen Verbesserungen bei den Wrestlern ist ebenfalls erwähnenswert, wobei weiterhin Luft nach oben ist – ich sage nur Haarsträhnen und tote Augen auf P2-Niveau. Die Vielzahl an Spielmodi die schon immer eine Stärke der Serie waren, wurden glücklicherweise vom Vorgänger übernommen, so dass genügend spielerische Abwechslung im Ring geboten wird. Mir persönlich hat der wiederholende, konstruierte Storymodus am wenigsten gefallen.
Trotzdem, wenn Virtual Concepts den begonnenen Weg für die Serie konsequent beibehält und die technischen Schwächen per Patch nachbessert, oder für nachfolgende Teile direkt eine leistungsfähigere Engine verwendet, kann WWE 2K noch einige Runden im Ring vor sich haben. Ich hatte jedenfalls eine Menge Spaß mit WWE 2K22 und komme zu dem Schluss, dass der Titel für Wrestling-Fans und alle die es gern werden möchten eine klare Empfehlung wert ist.
Pro:
- Steuerung schnell erlernbar
- Wrestling-Atmo wird gut transportiert
- viele bekannte Wrestling-Superstars
- mehrere unterschiedliche Spielmodi
Contra:
- Glitches und teilweise Grafikfehler
- schwacher Story-Modus
Hier erhältlich:
- WWE 2K22 (PS5) Standard
- WWE 2K22 (PS5) Deluxe
- WWE 2K22 (PS5) Amazon Steelbook
- WWE 2K22 (PS4) Standard
- WWE 2K22 (PS4) Deluxe
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- WWE 2K22 (Xbox One) Standard
- WWE 2K22 (Xbox One) Deluxe
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- WWE 2K22 (Xbox Series) Standard
- WWE 2K22 (Xbox Series) Deluxe
- WWE 2K22 (Xbox Series) Amazon Steelbook
(Michael Schröder)
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