Midsommar – Kino Review | Welkino Filmverleih

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Inhaltsverzeichnis

Midsommar Kino Review PlakatStory:

Die junge Dani sitzt vor ihrem Laptop, das Handy griffbereit in der Nähe. Sie ist besorgt um ihre Familie, denn eine seltsame E-Mail ihrer Schwester schockt sie enorm. Den Tränen nah, ruft sie ihren Freund und Studienkollegen Christian an, der gerade bei seinen Kumpels abhängt.

Die allerdings scheinen sichtlich genervt von Dani zu sein, sowie deren endlose Sorge um ihre Familie und raten ihm, endlich Schluss zu machen. Doch Christian ist noch unentschlossen, er verlässt die Runde und macht sich auf zu Dani. Inzwischen erreicht Dani ein unbekannter Anrufer, ihre Befürchtung ist wahr geworden, angesichts der Tragödie bricht sie völlig zusammen.

Einige Zeit später erfährt sie rein zufällig, dass die Jungs, inklusive Christian, einen Trip nach Schweden geplant haben. Christian bittet sie mitzukommen, in der Hoffnung, dass sie ablehnt. Doch für die immer noch psychisch angeschlagene Dani scheint es eine willkommene Ablenkung zu sein und so machen sich alle auf nach Schweden.

Unter den Freunden befindet sich Pelle, dessen Bruder in Schweden wohnt, er möchte mit allen das Mittsommerfest feiern. Die illustre Gruppe erreicht Pelles Bruder, der mit seinen Freunden auf einer Wiese campt und sie gleich mit Drogen empfängt. Nachdem Drogentrip geht es gemeinsam in Richtung der abgelegenen Gemeinde, in der das Mittsommerfest gefeiert werden soll. Die schwedische Kommune dort ist in helle Gewänder gehüllt und heißen die Gruppe aufs herzlichste willkommen. Alle sind freundlich, die harmonische Stimmung steckt die Gruppe an und man fiebert den Feierlichkeiten entgegen.

Doch nach und nach werden sie mit seltsamen Ritualen konfrontiert, wodurch die Gruppe zunehmend auf eine harte Probe gestellt wird. Irgendetwas scheint bei manchen Riten nicht zu stimmen, doch man kennt ihre Bräuche natürlich nicht. So sehen ein paar in der Gruppe über die merkwürdigen Gewohnheiten hinweg, doch die Clique beginnt sich zu spalten, ein paar bekommen es langsam mit der Angst zu tun und wollen nur noch weg.

Midsommar Kino Review Szenenbild001Eindruck:

Das ist der zweite Film von Ari Aster, nach dem Mystery-Horror-Drama „Hereditary“, mit dem er zu Recht großen Erfolg hatte, denn er konnte in dem Genre tatsächlich ein paar neue Akzente setzen, dank wirklich ungewöhnlicher Ideen. So liegt auf „Midsommar“ natürlich schon eine gewisse Erwartung, ob Ari Aster dieser gerecht geworden ist, hier mein Eindruck dazu.

Erneut beschert uns Ari Aster ein Mystery-Horror-Drama, hingegen zu den üblichen Verfilmungen spielt dieser auf sonnendurchfluteten Wiesen. Für mich erstmal kaum vorstellbar, ein Horror Film im Hellen, geht das?

Oh ja, es geht tadellos, weg von einsamen, abgelegenen Häusern, knarrenden Treppen und spärlich beleuchten Fluren, die den Schrecken häufig erahnen lassen.

In dieser märchenhaften Location erwartet man keinen Horror, dazu verleiht Ari Aster der Kommune eine freundliche und hilfsbereite Art, in der man sich sofort wohl fühlt.

Immer wieder schafft er es clever, diese harmonischen Bilder aufzubrechen, mit kleinen Spitzen setzt er gekonnt irritierende Momente, in die sonst einträchtige Szenerie. Mit ausgeklügelten Kamerafahrten, einem Score der plötzlich in seiner Stimmung kippt, schleicht sich nun beim Zuschauer Unbehagen ein.

Midsommar Kino Review Szenenbild002Ist man eben noch fasziniert vom Gesang der Blumenkinder, ihren fröhlichen Tänzen und schwelgt in den wunderschönen Bildern, so unterbricht Ari Aster die Szene abrupt und lässt den Zuschauer schlucken, um ihn sofort wieder in das harmonische Treiben des Midsommar Festes zu werfen, als wäre nichts gewesen.

Das Spiel mit der fremden kulturellen Zeremonie, deren Riten, eigentümlichen Runen, den mythologischen Bildern und Wandbemalungen zaubert Ari Aster verführerisch auf die Leinwand. So spielt er mit den Sympathien des Zuschauers, macht ihn Neugierig darauf, wie das weitere Fest abläuft, ohne dass man ahnt, was noch passieren kann. Dazu verwendet Ari Aster in „Midsommar“ teils verfremdete Bilder, die der Zuschauer skurril wie surreal wahrnimmt, die einen Strudel erzeugen und einen mitreißen. Der märchenhaften Idylle schadet dieses Stilmittel aber nicht, es ist ein effektiver Teil der Inszenierung.

Die Darsteller überzeugen ebenfalls, gerade die äußerst zerbrechlich wirkende Dani wird von Florence Pugh beachtlich dargestellt. Doch auch ihre Freunde, unter anderem gespielt von Jack Reynor und Will Poulter, bringen eine bemerkenswerte Leistung, ebenso wie der restliche Cast.

Midsommar Kino Review Szenenbild003Fazit:

Mit „Midsommar“ gelingt es Ari Aster den Horror ins Licht zu führen, thematisch, wie sein erstes Werk, ein Mix aus Mystery-Horror-Drama. Von der Inszenierung zu „Hereditary“ ein Stück weit anders, aber nicht weniger faszinierend. Mit vermeidlich malerisch wie unwirklichen Bildern, wird der Zuschauer fehlgeleitet. Durch den ständigen Sonnenschein geblendet, bekommt der Horror hier eine besondere Wirkung, das Konzept geht auf.

Allerdings sollen typische Genrefreunde nicht den klassischen Horror erwarten. Dieser hier ist subtiler inszeniert und komplexer, als es sich abzeichnen lässt. Denn im Mittelpunkt steht zudem die traumatisierte Dani und der Zuschauer ist gespannt, wie sie mit alldem umgeht. Aber auch ihre facettenreichen Freunde bieten genug Futter, rund um das eigentliche Midsommar Fest. Mit gemächlichem, fast träumerischem Tempo erzählt Ari Aster die Geschichte. Dazu baut er gekonnt die Charaktere auf, bringt sie in Stellung und lässt sie in der trügerischen Story auf den Zuschauer los. In der sich einem mit fortlaufender Zeit immer mehr die Nackenhaare aufstellen und ein mulmiges Gefühl hinzukommt.

Thematisch beeindruckend, wird hier die soziale Verbindung innerhalb der Clique mit dem scheinbar idyllischen Fest von Ari Aster konsequent gekreuzt. Dadurch hebt sich „Midsommar“ definitiv von der ansonsten üblichen und eindimensionalen Figurenzeichnung in diesem Genre ab.

Natürlich wird es auch blutig, ebenso gibt es ein paar Schreckmomente, dazu lange wie ruhige Passagen, die sich Zeit nehmen, nicht nur die Feierlichkeiten unaufgeregt darzustellen. Hier könnte es dem einen oder anderen etwas zu lang vorkommen, doch für die Wirkung des Filmes empfand ich es als passend. Somit eine deutliche Empfehlung von mir und ich fiebere dem nächsten Werk von Ari Aster jetzt schon entgegen.

Die FSK 16 Einstufung ist übrigens gerechtfertigt, einige Bilder sind nichts für Zartbesaitete.

(Hartmut Haake)

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