Attrition – Gnadenlose Jagd – Blu-ray Review | NewKSM Cinema | 24.12.2019

Ende der 80er, Anfang der 90er wurde Martial Artist Steven Seagal mit Filmen wie „Nico“ oder „Alarmstufe Rot“ über Nacht zum neuen Stern am Martial Arts Himmel. Sein Kampfstil war damals für Filme neu, weniger auf schön gemacht, sondern auf realistisch, was die Fights hart und spektakulär aussehen ließen.

Doch Anfang der Jahrtausendwende sank sein Stern sehr schnell, als er mehr und mehr in den Direct to Video Bereich wechselte. Für ihn bedeutete es viel Geld für wenig Arbeit, aber leider auch immer sinkende Qualität. Inzwischen hat er eher lustlos Nebenrollen in C-Action Movies und seine Versuche im TV, wurde spätestens nach der dritten Staffel abgesetzt.

Nun bringt NewKSM Cinema seinen neusten Film auf Blu-ray raus. „Attrition – Gnadenlose Jagd“. Natürlich wieder Direct to Video, aber wer weiß, vielleicht hat Seagal sich bei dem Film zur Abwechslung ja auch mal Mühe gegeben, schließlich hat er hier sogar das Drehbuch geschrieben und den Film produziert.

Wir haben den Film für euch getestet.

Story:

Axe war einst Leiter einer Special Forces Einheit, aber die viele Gewalt und das Töten wurden ihm zu viel. Deswegen versucht er nun, seinen Frieden zu finden und als Wiedergutmachung arbeitet er als Arzt in einem kleinen Dorf. Doch als eine junge Frau von Menschenhändlern entführt wird, von der es heißt, sie hätte magische Kräfte, will Axe helfen und ruft seine alte Einheit zusammen. Gemeinsam nehmen sie es mit den Menschenhändlern auf.

Eindruck:

Seagal spielt hier tatsächlich mal wieder die Hauptrolle und ja, er zeigt sogar auch mal wieder Action und sitzt nicht nur einfach nur rum und rattert seinen Dialog runter.

Mit ca. drei Mio. Budget hat dieser Film zwar nur ein Drittel des Budgets zur Verfügung gehabt als Segals letzten Filme, aber immerhin sieht der Film zum größten Teil tatsächlich optisch ganz okay aus. Die Story selbst ist teilweise sehr hanebüchen. Teilweise wirkt es so, als versucht man auf sehr billige Art den Klassiker „Once Upon a Time in China“ zu kopieren und ist natürlich in allen Belangen chancenlos. Die Dialoge sind zum größten Teil in Chinesisch mit Untertitel und sind – nennen wir es mal holprig. Hier werden einige Klischees benutzt, wodurch viele Dialoge einfach unfreiwillig komisch sind. Dazu passt die Story eher auf eine Briefmarke, ist recht abgehackt erzählt mit so diversen Logiklöchern. Ganz besonders schlimm sind die philosophischen Weisheiten, die Seagal hier in seiner Rolle von sich gibt. Die sind teilweise arg bräsig und sehr zum Augen verdrehen oder, um es ganz einfach zu sagen, extrem anstrengend anzuhören. Diese Weisheiten ziehen sich dann durch die komplette erste Hälfte des Films.

Der Rest des Casts macht es übrigens auch nicht besser, man merkt schon, dass der Großteil in erster Linie nach Aussehen gecastet worden ist und für möglichst wenig Gage, cool, gefährlich, sexy oder wie ein Opfer aussehen sollte. Dementsprechend sind auch so manche Dialoge dann auch laienhaft, um es mal salopp zu sagen.

Aber kommen wir mal zur Action und zumindest im Martial Arts Bereich bekommt man hier richtig gute Action zu sehen. Viel im Wing Chun Style, schnelle Moves und sehr hart und diesmal wird Seagal sogar weniger gedoubelt als sonst. Während der Fights kommt Seagal nach langer Zeit auch mal wieder recht cool rüber. Showstealer hier ist aber Co-Star Siu-Wong Fan, den meisten bekannt aus den „Ip Man“ Filmen. Man merkt zwar deutlich, dass er als Hong Kong Superstar hier schauspielerisch recht unterfordert ist, aber die Fightszenen, die er hat, sind richtig super.

Optisch wurden die Fights auch sehr gut aufgenommen, mit schönen nicht übertriebenen Slow Mos (nette Kopie Momente von Hero), keine schnellen Schnitte und kein Rumgeschüttel mit der Kamera. Okay, so manche Fights hat man auch recht Sinn frei einfach eingebaut, ohne dass es groß was mit der Story zu tun hat oder halt überhaupt was bringt. Man hat einfach nur Sachen aus diversen Kung-Fu Filmen kopiert. Aber nett anzuschauen ist es trotzdem.

Was aber die Fights trübt, ist der übertriebene Einsatz von unterirdischer CGI Blut. Hier wird ein einfacher Treffer ins Gesicht mit einem Sprühnebel aus roter CGI begleitet und das, obwohl der Film nicht „Mortal Kombat“ heißt.

Noch schlimmer wird es aber bei den Baller-Szenen, hier spritzt noch mehr extrem mieses CGI Blut und die CGI Einschusslöcher sehen auch nicht gerade gut aus. Ebenfalls ist merklich zu erkennen, dass die Charaktere ihre Schusswaffen nur halten und mehr nicht. Mündungsfeuer kommt nämlich auch direkt aus dem Computer. Dadurch wirkt jedes Shootout extrem künstlich und nennen wir es beim Wort, unterirdisch. Zum Glück gibt es diese nur kurz am Anfang und am Ende. Die meiste Action ist Martial Arts und diese macht immerhin, vorausgesetzt man ist Martial Arts Fan, sogar Spaß.

Bild:

Das Bild ist farblich sehr gut, trotz einiger dunkler Szenen gibt es kein Filmkorn, Grieseln oder Rauschen. Während der dunklen Szenen verliert das Bild aber etwas an Schärfe. Man merkt zwar stets, dass man eine Blu-ray schaut, aber bei dunklen Szenen verschwinden gerne mal Details wie einzelne Haare und Poren. Bei Szenen bei strahlendem Sonnenschein ist das Bild aber hervorragend, dann sind auch die ganzen Details wieder wunderbar sichtbar.

Ton:

Der englische und der deutsche Ton liegen im DTS HD 5.1 vor, jedoch wird viel Chinesisch mit Untertiteln bei beiden Tonspuren gesprochen, wodurch die deutsche Synchro sehr anstrengend wird, wenn ein Charakter auf Chinesisch eine komplett andere Stimme hat als im Deutschen. Allgemein ist die Synchro aber weniger gelungen, weil die Stimmfarben halt extrem unterschiedlich sind.

In Sachen Klangqualität sind aber beide Tonspuren auf selben Level.Kraft ist bei beiden Tonspuren auf hohem Niveau und die Details sind sehr gut herauszuhören, trotz starker Bässe, mit sehr gutem Raumklang.Zumindest während der Action. Bei den Dialogen ist der Ton eher ruhig und muss sich weniger beweisen.

Extras:

• Wendecover
• Behind The Scenes
• Trailer
• Bildergalerie

Das Bonusmaterial ist komplett in HD. Die Behind The Scenes dauern ca.14 Minuten und man sieht zwar ein paar Sachen, was hinter den Kulissengemacht wurde, aber im Grunde sieht man Filmszenen, wo Regisseur und Seagal dann per Interview was dazu erklären und das Ganze ist mit fleißig Selbstbeweihräucherung gewürzt.

Dazu gibt es noch Trailer und Bildergalerie. Sehr schön auch, immerhin was viele nur noch selten machen, ein Wendecover.

Fazit:

Der Film ist deutlich besser als die letzten Werke von Seagal. Ist derFilm gut? Nein absolut nicht, die Story und die Dialoge sind teilweise sehr bescheuert. Macht der Film Spaß? Na ja, tatsächlich irgendwie schon, wenn man Martial Arts mag und die alten Seagalfilme mochte, kann man sich hier gut amüsieren, vor allem, wenn man ein paar Bier intus hat. Die Kämpfe sind wirklich recht gelungen, klar die Shoutouts sind mies, die Dialoge und die Story und die Darsteller zum Größtenteils auch, aber zum einmal Angucken ist der Film zumindest für Actionfans ganz in Ordnung.

Okay, wenn man den Film ignoriert, verpasst man natürlich auch nichts.

(Pierre Schulte)

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