Spencer – Blu-ray Review | DCM Film Distribution | LEONINE

Spencer Film 2021 Lady Diana Artikelbild

Ende Juni kam der Film „Spencer“ auf Blu-ray, DVD und Digital in den Handel und wir haben das Review dazu:

Story

Ein Weihnachtsfest bei den Windsors, das klingt aufregend und opulent. Alle finden sich pünktlich getaktet auf dem Anwesen Sandrigham ein, einzig Prinzessin Diana verspätet sich. Der Tagesablauf folgt einem minutiösen Stundenplan, die Gäste werden gewogen, es wird reichlich gegessen und eine Jagd ist ebenfalls im Programm. Doch Diana interessiert sich kaum noch für die Geschehnisse und Zwänge des Königshauses. Die Ehe mit Prinz Charles ist gescheitert, sein Seitensprung ist ihr bekannt und sie sucht nur einen Weg, alldem zu entfliehen.

Spencer – Blu-ray Review Szenenbild

Eindruck

Der Regisseur Pablo Larraín schickt Diana auf das jährlich stattfindende Weihnachtsfest. In diesem kurzen Zeitraum begleiten wir die Prinzessin durch die Feiertage. Auch wenn es keine konkreten Angaben gibt, ob es sich annähernd so zugetragen hat, zeigt es durchaus einen interessanten Ansatz.

Zugegeben, ich bin kein großer Fan von Kristen Stewart, aber, diese Performance hat es in sich. Sie spielt recht facettenreich die unterschiedliche Gefühlswelt von Diana. Alles wirkt sehr authentisch und die Ähnlichkeit ist teilweise verblüffend. Fand ich Kristen Steward in ihren bisherigen Filmen darstellerisch identisch mit nahezu immer dem gleichen Gesichtsausdruck und einer fast lustlos wirkenden Performance, so hat sie mich hier definitiv positiv überrascht. Wie gesagt, ihre Darbietung der Diana ist wirklich bemerkenswert ausgefallen.

Die Kulisse ist recht minimal gehalten. Vorwiegend spielt sich alles in der Residenz Sandringham ab, ein paar wenige Szenen außerhalb, gibt es allerdings auch. Gleich zu Beginn erkennt man, wie durchorganisiert das königliche Weihnachtsfest ist. Jeder Schritt der Bediensteten hat nahezu roboterhafte Züge. Die familiären Gäste folgen traditionellen Protokollen. Ein gespenstischer Anblick der verdeutlicht, das ist nicht das gewünschte Leben von Diana. Ihre Kleidung ist beschriftet und sie bekommt vorgegeben, zu welcher Mahlzeit was zu tragen ist.

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Lady Diana ist in den letzten Zügen, den Zwängen des königlichen Korsetts zu entkommen. Mental hat sie fast schon mit allem abgeschlossen. Ihr Körper wehrt sich ebenfalls gegen das durchstrukturierte Leben, in deren Mitte, ihr Platz längst unerwünscht ist. Sie ist, dank ihrer eigenwilligen Art, längst ein Fremdkörper im Königshaus. Charles behandelt sie reserviert und mit sichtbarem Abstand. Die restliche Familie geht teilweise noch steriler vor.

Der Fokus in „Spencer“ liegt fast komplett auf Diana und die restliche Familie verkommt zu Statisten. Einzig ein paar Momente, die zwischen Diana und Charles stattfinden, lockern es etwas auf, zeigen aber auch die Abneigung und Distanz, die mittlerweile herrscht. Ihre menschlichen Rettungsanker sind ihre beiden Kinder und die Ankleidedame. Dagegen wirken alle anderen kurzen Wortwechsel, ob Familie, oder Bedienstete, wie Kommandos von Soldaten. Ein erschreckendes Bild, das dem Zuschauer klarmacht, das Ende ist nah, nicht nur bei der ohnehin mittlerweile gescheiterte Ehe mit Charles.

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Fazit

Wie man bisher lesen kann, ist die Inszenierung von „Spencer“ sehr eindimensional und gefühlt recht sperrig. Auch wenn es inhaltlich nur über Weihnachten geht, fühlt es sich für den Zuschauer länger an. Eben genauso quälend endlos, wie Diana die Feiertage vorkommen. Wer hier ein Biopic erwartet hat, oder gar eines über einen längeren Lebensabschnitt der Prinzessin, der wird enttäuscht sein. Zwar ist diese mutige Herangehensweise, einzig das Weihnachtsfest abzubilden, recht originell, in der man eine desillusionierte, wie nervlich am Ende scheinende Prinzessin erlebt, die gegen ihr royales Gefängnis ankämpft. Manchmal wirkt sie wie Don Quijote, doch zunehmend bröckelt der Palast um sie herum und die Freiheit rückt näher. Das zeigt auch ihr Geburtsort, in der Nähe des Anwesens, der in Diana stärker verankert ist, als die riesige Residenz Sandringham, welche nur noch einen Ballast in ihrem Leben darstellt.

„Spencer“ ist ein spezieller Film, kein Portrait, sondern eine zermürbende Momentaufnahme der Prinzessin, die ein Weihnachtsfest quasi als Gefangene erlebt. Das gilt für die Menschen sowie die Mauern um sie herum. Man sollte für eine derartige Inszenierung aufgeschlossen sein, denn leichte Kost ist es nicht. Allerdings, sehenswert ist der Film definitiv.

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Bild

Ein königliches Hochglanzbild gibt es hier leider nicht. Aber warum leider, denn die blassen, teils weichen Aufnahmen, spiegeln die Zeit recht gut wider. Es wirkt wie ausgeblichene Fotos einer vergangenen Ära, deren Glanz man nur noch erahnen kann. Ich finde, zu der Thematik passt das ausgezeichnet, denn dieses farbreduzierte, teils kühl oder warm gefilterte Bild, vermittelt eine intensive Atmosphäre. Der Kontrast ist relativ gut, mit einigen Ausnahmen, der Schwarzwert ist, ich sage mal solide. Klingt erstmal ernüchternd, aber all dieses, bildet eben die besondere Stimmung. Die Schärfe ist weitestgehend sehr ordentlich, bis auf ein paar bewusst weichere Aufnahmen.

Ton

Die DTS-HD MA 7.1 Tonspur, wäre ehrlich gesagt nicht notwendig gewesen. Zum einen, weil die Inszenierung kaum Anlass für Dynamiksprünge, oder effektreiche Highlights bietet, zum anderen, weil die Dialoge den Film dominieren, denn selbst der Score hält sich überwiegend im Hintergrund. Hier und da gibt es ein paar gute Umgebungsgeräusche, welche sich zwar auf alle Lautsprecher verteilen, jedoch auch hier, sie erklingen sehr dezent. Sieht man von fahrenden Autos oder Blitzgeräusche von Kameras mal ab. Eine unspektakuläre, dennoch gut gewählte Vertonung.

Extras

  • Teaser
  • Trailer
  • Trailershow

Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1

Hier erhältlich:

  • Spencer (Blu-ray)
  • Spencer (Blu-ray) im Digibook
  • Spencer (DVD)
  • Spencer (Digital)

(Hartmut Haake)
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Bewertungen: 4.9 / 5. 505

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